Die Fütterung von Windhund & Podenco

Die Fütterung von Windhund & Podenco

DER BRENNSTOFF, DER UNSERE WINDHUNDE UND PODENCOS ANTREIBT.

Doch wie füttert man diese einzigartigen, energiegeladenen Rassen am besten? Die Frage der idealen Ernährung spaltet die Hundewelt seit jeher und sorgt vor allem in sozialen Medien regelmäßig für hitzige Diskussionen. Von BARF über industriell hergestelltes Futter bis hin zu vegan – die Meinungen darüber, was in den Futternapf kommen sollte, könnten unterschiedlicher nicht sein.

FÜTTERN NACH AUGE UND LEISTUNG

Doch statt mich in der Welt der Ernährungsdogmen zu verlieren, folge ich einer pragmatischen Philosophie: Ich füttere nach Auge und Leistung.

Denn wer, wenn nicht wir Besitzer, kennen unseren Windhund am besten? Wir sind diejenigen, die sehen, wenn unser Windhund vor Energie sprüht oder unser Podenco lustlos wirkt. Wir sind diejenigen, die bemerken, wenn das Fell glänzt oder die Augen leuchten, und letzteres meine ich im positiven wie auch negativen Sinn.

Das Ziel ist klar: Ein glücklicher, gesunder Hund, der sich voll und ganz auf seine beeindruckenden natürlichen Fähigkeiten konzentrieren kann und jederzeit leistungsbereit neben uns steht.

Ich finde es wirklich beunruhigend, wenn junge Windhunde aufgrund eines Energiemangels bereits den Anschein erwecken, als wären sie Greise. Windhunde sind eigentlich Inbegriffe von Eleganz und athletischer Kraft und sollten vor Energie und Lebensfreude nur so sprühen. Stattdessen sehen sie durch unzureichende oder falsche Ernährung ausgemergelt und schwach aus, was nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Ein solcher Zustand ist ein trauriges Zeugnis dafür, wie wichtig die richtige Ernährung und Energiesteuerung für diese spezielle Hunderasse ist.

Die Fütterung von Windhund & Podenco

FÜTTERUNGSEMPFEHLUNG

Zuerst sollte jeder Windhundbesitzer sich die entscheidende Frage stellen: An welcher Art von Hund wird eigentlich der Maßstab für Futter und Fütterungsempfehlungen angelegt?

Man muss bedenken, dass die Population der Windhunde vergleichsweise klein ist. Diese geringe Anzahl an Tieren rechtfertigt aus wirtschaftlicher Sicht kaum eine umfassende Forschung speziell für diese Rasse. Hinzu kommt, dass die Lebensspanne eines Hundes generell recht kurz ist. Daher sind viele der gängigen Fütterungsempfehlungen oft nicht speziell auf die Bedürfnisse von Windhunden zugeschnitten, was eine individuelle Herangehensweise beim Thema Fütterung noch wichtiger macht.

Ist es nicht ironisch, dass gerade der Besitzer, der seinen Windhund am besten kennen sollte, sich oft auf riskante Futterwechsel einlässt? Und das alles mit der gut gemeinten Absicht, dem Tier etwas Gutes zu tun. Dabei wird oft übersehen, dass bereits der Futterwechsel allein eine erhebliche Belastung für den Organismus darstellt – angefangen beim Stoffwechsel bis hin zum Darm und seiner Bakterienflora.

Die Frage, die Du stellen solltest, ist: Wie lange dauert es eigentlich, bis eine Futterumstellung vom Organismus des Hundes so vollständig verarbeitet und akzeptiert wird, dass man als Besitzer überhaupt eine Veränderung bemerken könnte? Es ist wichtig, sich dieses Zeitfensters bewusst zu sein, bevor man sich auf das Abenteuer eines Futterwechsels einlässt.

STOFFWECHSELVERÄNDERUNGEN

Eine Umstellung des Stoffwechsels variiert jedoch an vielen individuellen Gegebenheiten wie Alter, Geschlecht, Aktivitätslevel und allgemeinem Gesundheitszustand. Es gibt jedoch einige allgemeine Richtlinien:

Kurzfristig (1-2 Wochen): Kleinere Anpassungen, etwa eine erhöhte Wasseraufnahme oder eine leicht modifizierte Ernährung, können bereits nach wenigen Tagen bis Wochen spürbare Veränderungen im Stoffwechsel bewirken.

Mittelfristig (1-3 Monate): Bei einer signifikanten Ernährungsumstellung oder dem Beginn eines neuen Trainingsprogramms benötigt der Körper in der Regel 1-3 Monate, um sich anzupassen.

Langfristig (6-12 Monate und mehr): Tiefgreifende Veränderungen im Stoffwechsel, etwa durch eine Ernährungsumstellung, erfordern eine längere Anpassungszeit. Nach etwa 6-12 Monaten kann man in der Regel fundierte Aussagen über den Erfolg der Umstellung treffen.

WINDHUND & PODENCO RICHTIG FÜTTERN

Wer Du an dieser Stelle eine fertige Empfehlung oder ein Patentrezept erwartest, muss ich Dich leider enttäuschen. Der Sinn dieses Artikels ist es, Dir kritische Fragen an die Hand zu geben, die Du Dir vielleicht noch nie gestellt hast. Es geht darum, ein Bewusstsein für die Komplexität der Fütterung von Windhunden zu schaffen und Dir als Besitzer die Werkzeuge für informierte Entscheidungen zu geben. Nur wenn Du die richtigen Fragen stellst, kannst Du auch die für Deinen Windhund passenden Antworten finden.

INDIVIDUELL

Ein Phänomen kennen wir alle: Da gibt es den einen Menschen, der eine ganze Torte verschlingen kann, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen, und dann gibt es den anderen, der allein vom Gedanken an Süßes schon Gewicht zulegt. Ich rede hier nicht von zwanghaftem Überessen und anderen Krankheiten oder von Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht aktiv sein können oder vielleicht auch nicht wollen. Genauso meine ich nicht Windhunde, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen spezielles Diätfutter oder eine besondere Ernährungsweise benötigen.

Dieses Phänomen zeigt uns, wie individuell der Stoffwechsel und das Kalorienbedürfnis von Lebewesen – sei es Mensch oder Hund – sein können. Ähnlich verhält es sich bei der Fütterung von Windhunden. Während einige ohne Probleme jede Art von Futter vertragen, reagieren andere sensibel auf kleinste Veränderungen. Deshalb ist es so wichtig, sich intensiv mit der Ernährung seines Vierbeiners auseinanderzusetzen und nicht blindlings den erstbesten Fütterungsempfehlungen zu folgen. Jeder Windhund ist ein Individuum und sollte auch als solches behandelt werden.

Die Fütterung von Windhund & Podenco

HITZE UND KÄLTE

Das ist ein Aspekt, der oft übersehen wird. Das Klima spielt eine große Rolle bei der Energieregulierung des Hundes und sollte daher auch bei der Fütterung berücksichtigt werden. Ein heißer Tag ist für einen Windhund energetisch anspruchsvoll, denn das Hecheln zur Temperaturregulierung verbraucht Energie.

Im Gegensatz dazu braucht der Hund bei kälteren Temperaturen zusätzliche Energie, um seinen Körper warm zu halten. Das bedeutet, dass man die Futtermenge unter Umständen anpassen sollte, wenn die Witterungsbedingungen sich ändern. Das ist besonders bei Windhunden wichtig, da sie aufgrund ihres geringen Körperfettanteils anfälliger für Temperaturschwankungen sein können.

Eine sorgfältige Überwachung des Windhundes und Anpassungen der Futtermenge sowie der Zusammensetzung je nach Wetterlage können dabei helfen, den Hund gesund und wohlgenährt zu halten. Hier kann ein Fütterungsplan, der sowohl die körperliche Aktivität als auch die aktuelle Wetterlage berücksichtigt, sehr hilfreich sein.

DIE BIOLOGISCH ARTGERECHTE ROH-FÜTTERUNG
Barfen, die Abkürzung für „Biologisch Artgerechte Roh-Fütterung“, kann bei Windhunden durchaus eine Herausforderung sein, aber es ist wichtig, diese Herausforderung im Kontext ihrer speziellen Bedürfnisse und Eigenheiten zu sehen. Windhunde sind nicht nur wegen ihrer schlanken, athletischen Körperbauweise einzigartig, sondern auch in Bezug auf ihren Stoffwechsel und ihre Ernährungsbedürfnisse.

Erstens haben Windhunde oft einen höheren Energiebedarf als andere Hunderassen, insbesondere wenn sie regelmäßig laufen oder anderen sportlichen Aktivitäten nachgehen. Das bedeutet, dass sie eine gut abgestimmte Balance aus Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten benötigen, um sowohl ihre Muskulatur als auch ihren Energiehaushalt zu unterstützen.

Zweitens sind Windhunde häufig empfindlicher auf bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelbestandteile. Das kann die Auswahl der richtigen Zutaten erschweren. Unverträglichkeiten oder Allergien können vorkommen und erfordern eine sorgfältige Überwachung der Ernährung.

Drittens ist die korrekte Kalzium-Phosphor-Balance entscheidend, vor allem bei jungen, noch im Wachstum befindlichen Windhunden. Eine Fehlversorgung kann zu Knochen- und Gelenkproblemen führen.

Viertens sollten auch die Mikronährstoffe nicht außer Acht gelassen werden. Windhunde haben je nach Aktivität sehr spezielle Bedürfnisse in Bezug auf Vitamine, Mineralien und andere Nährstoffe.

WISSEN, ZEIT UND ENGAGEMENT
Schließlich erfordert Barfen generell ein hohes Maß an Wissen, Zeit und Engagement, um sicherzustellen, dass der Hund alle benötigten Nährstoffe in der richtigen Menge und im richtigen Verhältnis erhält. Es ist nicht so einfach wie das Öffnen eines Beutels Trockenfutter.

Deswegen empfehle ich, sich bei der Umstellung auf Barf oder bei speziellen Ernährungsfragen rund um den Windhund von einem Tierarzt oder einem auf Windhundeernährung spezialisierten Fachmann beraten zu lassen. Ich halte es für essentiell, die Erfahrung des Tierarztes oder eines auf Hundeernährung spezialisierten Fachmanns zu hinterfragen. Nicht jeder Experte ist auch ein Experte für die speziellen Bedürfnisse von Windhunden. Ein umfassendes Verständnis für diese spezielle Hunderasse ist entscheidend, um fundierte Ernährungsempfehlungen geben zu können. Daher ist es sinnvoll, gezielt nachzufragen und sich nicht blind auf scheinbare Fachkompetenz zu verlassen.

DIE BESONDERHEITEN UND EIGENHEITEN VON WINDHUNDEN
Der relativ kleine Magen von Windhunden ist definitiv ein wichtiger Faktor, wenn es um die Ernährung dieser speziellen Rasse geht. Da der Magen kleiner ist, können Windhunde nicht so große Mengen an Futter aufnehmen wie andere Hunderassen. Das bedeutet, dass jede Mahlzeit optimal ausgewogen sein muss, um alle notwendigen Nährstoffe in konzentrierter Form zu liefern. Dieser Aspekt kann das Barfen zusätzlich komplizieren, da es einer genauen Planung und Abstimmung der Nährstoffe bedarf.

Windhunde sind in der Regel nicht futterorientiert, besonders im Vergleich zu anderen Hunderassen. Ihre natürlichen Instinkte und ihr Jagdverhalten sind oft stärker ausgeprägt, und die Verwendung von Futter als primäres Trainingsmittel ist daher nicht effektiv.

Dieser Aspekt macht es noch komplizierter, Windhunde zu barfen, da das Futter nicht als primäre Motivationsquelle im Training eingesetzt werden kann. Die besonderen Bedürfnisse und Eigenschaften der Rasse, kombiniert mit dem kleineren Magenvolumen, erfordern eine sehr sorgfältige Planung und Anpassung der Ernährung.

Die Eigenheiten von Windhunden machen sie zu einer ganz besonderen Hunderasse, und das sollte in allen Aspekten ihrer Pflege und Erziehung berücksichtigt werden.

WAS BEDEUTET FÜTTERUNGSMANAGEMENT?
Das Fütterungsmanagement dient als Methode, um die Bindung und die Orientierung des Windhundes am Besitzer zu stärken. Wenn der Windhund weiß, dass die Mahlzeit zuverlässig von Dir kommt, wird das seine Aufmerksamkeit und sein Interesse an Dir erhöhen, was in vielen Trainings- und Alltagssituationen hilfreich sein kann.

Das einmalige Füttern am Tag, basierend auf dem wöchentlichen Bedarf, kann in diesem Fall tatsächlich als eine Art „sanftes Druckmittel“ wirken, das die soziale Bindung zum Menschen verstärkt. Natürlich muss dabei immer der individuelle Gesundheitszustand des Windhundes berücksichtigt werden. Einige Hunde benötigen aus medizinischen Gründen eine spezielle Fütterungsroutine, aber bei gesunden Tieren kann dieses Modell durchaus sinnvoll sein.

Es ist ein interessanter Ansatz, der zeigt, wie komplex und vielschichtig die Beziehung zwischen Mensch und Hund sein kann, besonders bei so eigenständigen Rassen wie den Windhunden.

MEIN WINDHUND IST EIN REINER FREIZEIT- & HOBBYHUND
Das ist ein Problem, das ich in meiner Arbeit als Hundetrainerin für Windhunde immer wieder sehe. Die schlanke, athletische Gestalt des Windhundes wird oft fälschlicherweise als Mangel oder sogar als Zeichen von Vernachlässigung interpretiert. Leider führt das dazu, dass viele neu adoptierte Windhunde aus dem Tierschutz überfüttert werden, was langfristig ihrer Gesundheit schaden kann.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der schlanke Körperbau von Windhunden nicht nur auf ihre Rolle als Jagdhunde zurückzuführen ist, sondern auch genetisch bedingt ist. Dieser Körperbau ist für ihre typischen Bewegungsmuster und ihre allgemeine Gesundheit optimal. Ein zu dickes Tier kann eine Reihe von gesundheitlichen Problemen entwickeln, darunter Gelenkprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar ein erhöhtes Risiko für bestimmte Arten von Krebs.

Die Vorstellung, dass ein „Freizeithund“ oder ein Windhund im „Ruhestand“ mehr Gewicht tragen sollte, ist ein Trugschluss. Unabhängig von ihrer Aktivität sollten Windhunde immer schlank und gut bemuskelt sein. Ihr Körper ist für Schnelligkeit und Ausdauer gebaut, nicht für Übergewicht.

Das Argument „ich möchte keinen so dürren Hund“ zeugt von einem Missverständnis dessen, was für den Hund gesund ist. Ein wohlproportionierter, muskulöser Windhund ist nicht „dürr“ – er ist in Topform.

Wenn Du also einen Windhund aus dem Tierschutz adoptierst, ist es empfehlenswert, sich intensiv mit der Rasse und ihren spezifischen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Dabei ist eine professionelle Beratung, etwa durch einen auf Windhunde spezialisierten Hundetrainer, oft sehr hilfreich. Nur so kann man sicherstellen, dass man dem neuen Familienmitglied auch wirklich das bestmögliche Zuhause bietet.
Also, „Augen auf“ bei der Auswahl der Hunderasse!

WINDHUNDHALTUNG IST ANSPRUCHSVOLL
Die Haltung eines Windhunds ist eine wundervolle, aber komplexe Angelegenheit, die weitreichendes Wissen und Engagement erfordert. Aber gerade diese Herausforderung macht es so lohnenswert.

Denn wenn Du die Bedürfnisse Deines Windhunds verstehst und erfüllst, wirst Du mit einer tiefen, oft lebenslangen Bindung belohnt, die ihresgleichen sucht.

Deshalb ist es so wichtig, sich in alle Aspekte der Windhundhaltung einzuarbeiten – von der Ernährung und Gesundheit bis hin zur Erziehung und Ausbildung – und sich kontinuierlich weiterzubilden. Nur so kannst Du der Verantwortung, die Du als Windhundbesitzer hast, wirklich gerecht werden.

DEIN WINDHUND, DEINE VERANTWORTUNG!

Dieser Beitrag wurde am 31.10.2023 auf dem Blog von Monika Mosch windhunde.sighthound-coach.de/die-fuetterung-von-windhund-podenco/ veröffentlicht.

Autorenportrait

Monika Mosch

Monika Mosch

arbeitet bei: Sighthound-Coach

Hauptfokus: Spezialisierung Hundetrainer für Windhunde & Podencos

kommt aus: Frankfurt am Main, wohne in Hamburg – Arbeite europaweit

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